Neue Arbeitsweisen machen neue Gehaltsmodelle erforderlich


Am deutlichsten ist sicherlich an dem Begriff der Work-Live-Balance abzulesen gewesen, dass die Menschen nicht mehr mit den Rahmenbedingungen bei der Arbeit einverstanden waren. Von 9 bis frühestens 17 Uhr mit einer kurzen Mittagspause arbeiten, Überstunden gehörten selbstverständlich dazu und wurden gerade in kleineren Unternehmen selten bezahlt. Ein angemessener Lohn galt lange als probates Mittel, um die Menschen zufrieden zu stellen.

Neue Arbeitswelt | Foto:(c)PhotoMIX-Company/pixabay.com


Doch das allein funktioniert nicht mehr. Neben dem Geld spielen das Thema Selbstverwirklichung und das Einbringen der individuellen Talente eine immer wichtigere Rolle bei der Arbeit. Um dem gerecht werden zu können, musste und muss sich die Arbeitswelt ändern.

Dieser Wandel wird zusammengefasst unter dem Begriff New Work. Er beschreibt die Arbeitsweise unserer aktuellen Gesellschaft und geht davon aus, dass das bisherige Arbeitssystem überholt ist und nicht mehr mit derzeitigen Ansprüchen vereinbar ist. Während in großen Unternehmen immer noch New-Work-Modelle entwickelt werden, ist man ins-besondere in digitalen kleineren und mittleren Unternehmen in dieser Hinsicht wesentlich agiler und erprobt bereits seit Jahren neue Arbeitsweisen. Davon nicht unberührt bleibt das Gehalt. Ändert sich die Arbeit, muss auch die Lohnstruktur darauf angepasst werden.

Allerdings ist Geld ein Thema, über das in deutschen Unternehmen - aus Sicht der Arbeitgeber - am liebsten überhaupt nicht gesprochen wird. Zurückzuführen ist das darauf, dass es in der Regel keine festen Kriterien gibt, die über die Höhe des Gehaltes entscheiden. So hing und hängt es in erster Linie vom individuellen Verhandlungsgeschick ab, ob man weniger oder mehr als der Kollege verdient. Tauschen sich die Mitarbeiter dann doch über ihren individuellen Verdienst aus, ist Frust vorprogrammiert und die Arbeitsmotivation sinkt im Fall der Fälle erheblich. Daher zählt Transpa-renz zu den entscheidenden Kriterien bei den New-Pay-Modellen. So praktizieren ausgewählte Un-ternehmen New Pay:

Kommunikations- und Designagentur CCP Studios in Offenbach:

Die Agentur hat bereits vor über 30 Jahren ein Einheitsgehalt für alle Angestellten eingeführt. Als Projektleiter verdient man ebenso viel wie als Auszubildender. Das Gehalt ist an die wirtschaftliche Firmenentwicklung angepasst, sodass es durchaus zu Schwankungen kommen kann. Da aber teamintern darüber abgestimmt wird, gibt es keine bösen Überraschungen. Zudem entscheiden die Angestellten ganz individuell über die Arbeitszeit und die Anzahl der Urlaubstage, flache Hierarchien gehören ebenfalls zur Unternehmensphilosophie.

Unter diesen Umständen ist nicht mehr die Höhe des Gehaltes oder die Vermehrung der Urlaubs-tage der Motor für das eigene Schaffen, sondern eine innere Motivation. Nur leider führt diese mit-unter dazu, dass einige Beschäftigen wesentlich mehr arbeiten, wodurch dann doch Gehaltsdiffe-renzen entstehen. Legt man die Stundenanzahl auf die Wochenarbeitszeit um, besteht eine Un-gleichheit, wenn der eine 40 der andere aber 60 Stunden pro Woche arbeitet. Bei einem solchen Vergütungsmodell ist die Einhaltung individueller Grenzen wichtig.

Robert Bosch GmbH:

Bereits 2015 hat das Unternehmen sein Gehaltsmodell angepasst. Bei der Vergütung steht der Beitrag eines jeden einzelnen Mitarbeiters am Ergebnis im Mittelpunkt. Außerdem wurde für agile Arbeitseinheite im Tarifbereich ein neues Vergütungssystem kreiert und mit der IG Metall vereinbart. Dabei gibt es zehn Gehaltsgruppen, die jedoch eine hohe Durchlässigkeit und dadurch keine ab-schreckende Wirkung für die Mitarbeiter haben. Auch wenn die Führungskräfte nach wie vor die Gehaltsentwicklung einschätzen, haben die Angestellten die Möglichkeit, eine Selbsteinschätzung abzugeben.

Die Berliner Agentur Wigwam:

Vor über vier Jahren hat die Agentur das Wunschgehalt eingeführt. Das bedeutet: Jedes Teammit-glied gibt an, was es hinsichtlich der individuellen Lebensumstände, der Lebens- und Arbeitserfah-rung wie auch mit Blick auf aktuelle Wünsche verdienen möchte. Liegt die gewünschte Summe aller Mitarbeiter über der auszahlbaren Summe, berechnet die Agentur das Bruttogehalt anteilig zum Wunsch. Tatsächlich weichen die Wünsche der Mitarbeiter voneinander ab, geht es aber um die Differenz der Beträge zwischen Wunsch und Realität werden alle gleich behandelt.

Während bei Einführung des Wunschgehalt-Modells 80% des Wunschgehaltes ausgezahlt werden konnten, sind es inzwischen 92% (Stand: März 2021). Damit verdienen nur 8 % der Mitarbeiter in dem Unternehmen nicht die Summe, die sie sich wünschen - wobei dieser Anteil wahrscheinlich deutlich unter dem anderer Unternehmen liegt. Der Vorstand behält stets die Finanzen im Blick und errechnet das jährliche Gehaltsbudget. Davon ausgehend wird dann über mögliche Gehaltserhö-hungen entschieden, sodass einmal im Jahr eine Anpassung der Wünsche stattfindet. Individuelle Gehaltsverhandlungen sind damit überflüssig. In den letzten vier Jahren sind die tatsächlich ausbe-zahlten Gehälter im Durchschnitt jährlich um 10 % gestiegen und das, obwohl parallel dazu auch die Wunschgehälter gestiegen sind.

Bei Wigwam spielen die Wünsche der Mitarbeiter aber nicht nur beim Gehalt eine große Rolle, son-dern auch wenn es um die Wahl des Arbeitsortes und die Arbeitszeiten geht. Projekte werden nicht einfach zugeteilt, sondern man sucht sich die Projekte und Themen aus, an denen man arbeiten möchte.

Strukturwechsel von Experten begleiten lassen

Kern der Arbeit von Unternehmensberatern ist die Optimierung von Prozessen in Unternehmen. Möchte man nun als Unternehmer die Struktur auf New Work und New Pay umstellen, sollte man dies nicht von heute auf morgen umsetzen und damit die Mitarbeiter vor den Kopf stoßen. Es gilt ein Konzept zu entwickeln, das mit den individuellen Erfordernissen am besten harmoniert und die Mitarbeiter einbezieht. Erfahrene Unternehmensberater sind dabei eine wichtige Stütze. Berater, die sich gezielt auf diesen Themenbereich spezialisiert haben, findet man auf unserer Online-Plattform UnternehmensberaterScout.

Foto:(c)PhotoMIX-Company/pixabay.com
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