Dietmar Fink ist Wirtschaftsprofessor - er lehrt an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg - und zählt zu den profiliertesten Consultingkennern in Deutschland. Gemeinsam mit Bianka Knoblauch analysiert er in regelmäßigen Abständen den Beratermarkt. Sie sind Geschäftsführer der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung (WGMB), die die Studie publiziert.
Das Manager Magazin hat auf Basis eines Telefoninterviews die entscheidenden Erkenntnisse der Studie veröffentlicht. Den Schwerpunkt legen Fink und Knoblauch auf die Einflüsse des Corona-Jahres 2020 auf die Beraterbranche. So hat sich die Pandemie auf den Beratermarkt ausgewirkt:
Beraterbranche musste Umsatzeinbußen hinnehmen: Insgesamt lässt sich feststellen, dass vor allem kleinere Unternehmen bisher unter der Pandemie leiden mussten. Sind deren Umsätze um acht Prozent zurückgegangen, erging es den größeren Unternehmen deutlich besser. Die Branchenexpeten gehen sogar davon aus, dass McKinsey, Boston Consulting Group oder Bain mit einem Umsatzplus von vier Prozent 2020 abgeschlossen haben. Im Durchschnitt liegt der Umsatzrückgang aber bei vier Prozent und damit sogar um 0,2%-Punkte höher als in der Finanzkrise 2009.
Nicht nur hinsichtlich der Größe der Unternehmensberatungen, sondern auch mit Blick auf deren Schwerpunktbranchen gibt es Unterschiede. Traditionell sind die Umsätze von Beratern der Industrie sicher. Nicht so in Pandemie-Zeiten: Autohersteller- und Zulieferer, wie auch der Maschinen- und Anlagenbau haben ihre Budgets um sieben Prozent reduziert. Das Gleiche gilt für den Finanzsektor. Im Unterschied dazu waren die Rückgänge bei öffentlichen Auftraggebern deutlich geringer und im Handel wie auch Gesundheitswesen konnten im Vergleich zum Vorjahr sogar Zuwächse verzeichnet werden.
Veränderte Beratungsanliegen erfordern anderen Berater-Typus: Bereits jetzt ist absehbar, dass viele Unternehmen um ihr Überleben kämpfen (werden). Selbst diejenigen, die bis dato relativ unbeschadet durch die Krise gekommen sind, könnten aufgrund deren Nachwirkungen ins Straucheln geraten.
Dementsprechend gehen die Consulting-Kenner davon aus, dass Restrukturierungen eine entscheidende Rolle spielen werden. Die Erfahrungen, die für so einen sensiblen Zweig erforderlich sind, kann man von Bachelorabsolventen nicht erwarten. Hierfür braucht es Menschen, die selbst bereits mehrjährige Führungserfahrungen vorweisen können und die ganz genau wissen, wie sich ein in Schieflage geratenes Unternehmen wieder auf Kurs bringen lässt. Während es zu Zeiten des Fachkräftemängels in der Regel schwierig ist, derartig qualifiziertes Personal zu finden, spielt die Krise den Unternehmensberatungen in die Hände, da aktuell mehr Führungskräfte mit wirtschaftlichem Hintergrund verfügbar sind.
Nicht so digital wie gedacht: Neben Sanierungsprojekten wird die Digitalisierung noch wichtiger bei der Beratung werden. Glaubten viele Unternehmen vor der Pandemie hinsichtlich der Digitalisierung auf einem guten Weg zu sein, zeigte ihnen Covid-19, wo sie tatsächlich stehen. Deshalb rangiert das Thema bei den Budgetprioritäten sehr weit oben. Gemeinsam mit Beratern geht es ihnen darum, den Betrieb digital zu organisieren und digitale Geschäftsmodelle aufzusetzen.
Nüchterne Analytiker statt Trendsetter: Erwarteten viele Auftraggeber in der Vergangenheit von ihren Beratern, schon heute die Trends von morgen zu kennen und zu wissen, wie man sich als Unternehmen bestmöglich darauf vorbereitet, hat die Krise zum Umdenken geführt. Vor allem eine nüchtern-analytische Arbeitsweise kommt bei den Auftraggebern gut an. Neben analytischem Know-how und Fachwissen ist eine hohe Umsetzungskompetenz erforderlich. Die Kunden wollen mit ihren Beratern gemeinsam den Weg aus der Krise gehen. Da sind gedankliche Luftschlösser eher hinderlich.
Fink und Knoblauch erwarten, auch wenn die Pandemie sich noch länger hinzieht, keinen weiteren Einbruch des Beratermarktes. Aktuell ist der Bedarf an Beratern groß. Wenn Unternehmen finanziell noch in der Lage sind, sich die Unterstützung von Fachberatern ins Haus zu holen, werden sie das auch tun. Sie gehen sogar von einem zweistelligen Umsatzplus nach dem Ende der Pandemie aus.
Digitale Beratung in der Pandemie: Davon ausgehend sollten gerade kleine Unternehmensberatungen die Zähne zusammenbeißen und durchhalten ? auch wenn sie selbst gerade unter den Auswirkungen der Pandemie leiden. Viele Unternehmensberater konnten und können sich aktuell dadurch über Wasser halten, dass sie ihre eigenen Abläufe digitalisiert haben. Das kommt selbstverständlich auch den Auftraggebern entgegen, die durch die mangelnde physische Anwesenheit des Beraters, Budget einsparen konnten.
Selbstverständlich ist dies kein Wundermittel und lässt sich nicht für jedes Beratungsanliegen ? wie zum Beispiel die Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes ? einfach so umsetzen. Aber wie für viele andere Branchen auch, ist es eine geeignete Maßnahme, um die Pandemie wirtschaftlich zu überstehen. Die Consultingkenner gehen nicht davon aus, dass die digitale Zusammenarbeit in der Beraterbranche nachhaltig die persönliche Kooperation ablösen wird. Schließlich würden Berater die wirklich wichtigen Dinge nicht in den offiziellen Workshops erfahren, sondern in der Kaffeepause. Und gerade in der auf Effizienz ausgerichteten virtuellen Kommunikation kommt der gemeinsame Austausch zwischendurch viel zu kurz.
Zusammen Herausforderungen meistern:
Auf der
Online-Plattform UnternehmensberaterScout suchen Auftraggeber nach Beratern. Im Rahmen eines aussagekräftigen Profils kann man sich und seine Leistungen dort präsentieren und mit wenig Aufwand neue Kunden auf sich aufmerksam machen. Je nach Partnerschaft stehen einem darüber hinaus umfassende Netzwerkfunktionen zur Verfügung. So lassen sich zum Beispiel erfahrene Kooperationspartner finden, wenn die Nachfrage wieder zunimmt oder man kann sich mit Kollegen über aktuelle Erfahrungen austauschen. In der Gemeinschaft lassen sich nicht nur Krisen, sondern im Prinzip alle Herausforderungen besser meistern als allein.